GMK6400 - Ein Kran wächst über sich hinaus
Mit der Mega-Wing-Lift-Abspannung werden neue Höhen bei Reparaturen von Windkraftanlagen erst möglich
Der Austausch eines Generators von kleineren Windrädern ist für Kranfahrer keine besondere Herausforderung. Das Dach des Maschinenhauses wird abgehoben und zur Seite gelegt der alte Generator herausgenommen der Neue an seinen Platz gehoben und das Dach wieder aufgesetzt. Vier Hübe – fertig. Interessant wird es allerdings wenn das Maschinenhaus dabei auf einem Gittermast in einer Höhe von über 110 Metern ruht. Wie im Windpark Borstel/Achim bei Bremen in dem der Hilfsgenerator einer Windkraftanlage des Typs Vestas V66 ausgebaut und durch einen neuen ersetzt werden musste.
„Diese Höhe erreichen eigentlich nur Raupenkrane die bei der Aufstellung der Anlagen eingesetzt werden. Für den Tausch eines Generators mit einem Gewicht von gerade einmal einer Tonne wäre ein solcher Einsatz aber viel zu aufwendig“ sagt Kranführer Meyer vom Kranverleih Sommer aus Bremen. Aus diesem Grund beauftragte der Windpark-Betreiber zum wiederholten Mal die Firma Sommer. Denn die Bremer haben den perfekten Kran für diesen Job: den sechsachsigen Grove GMK6400. Der leistungsstärkste All-Terrain Kran seiner Klasse darf mit einem Gewicht von 72 Tonnen die Straßen tagsüber noch befahren und erreicht dank Mega-Wing-Lift-System und mit seiner 79m Wippspitze locker die erforderliche Spitzenhöhe von 131 Metern.
Für den Einsatz wurde der Sechsachser in rund zwanzig Metern Entfernung vor dem Fuß der Vestas-Turbine geparkt und auf seiner nur etwas mehr als acht mal acht Meter breiten Abstützung sauber ausgerichtet. Um mit der regulären Auslegerlänge von 60 Metern die notwendige Höhe zu erreichen spielt die Mega-Wing-Lift-Abspannung in Kombination mit der Wippspitze eine entscheidende Rolle. Die Abspannung kann in nur 20 Minuten ohne zusätzlichen Hilfskran am Grundkörper des Teleskopauslegers montiert und V-förmig jeweils im 40 Grad-Winkel vom Ausleger eggeschwenkt werden. „Erst dadurch erreichen wir die massive seitliche Versteifung ohne die eine solche Verlängerung des Auslegers undenkbar wäre“ berichtet Meyer.
Nach der Montage der Mega-Wing-Lift Abspannung muss noch die mit Sattelaufliegern bereits auf das Gelände geschaffte Ausrüstung bestehend aus der 10-teiligen Wippspitze einem Hilfshubwerk und den Ballastgewichten installiert werden. Mit einem Hilfskran werden für die Auslegerverlängerung in schneller Folge Gitterelement an Gitterelement gesetzt. Dank der unterschiedlichen Querschnitte der Mastsegmente sind einige von ihnen für den Transport platzsparend ineinander geschoben worden und müssen noch voneinander getrennt werden.
Zum Aufrichten der 73 Meter langen Wippspitze aber auch zum Rüsten der Gegengewichte und des Hilfshubwerks verfügt der GMK6400 über eine weitere Besonderheit: einen 405kW/551 PS starken 16-Liter Dieselmotor im Fahrgestell der als alleiniger Motor über eine Hydraulikpumpe im Kranbetrieb auch alle anderen Kranfunktionen antreibt. Nach dem Aufrichten reicht die Kranspitze in fast senkrechter Position allerdings immer noch nicht an das Maschinenhaus der Vestas-Anlage heran. Dazu muss auch der Teleskopausleger noch ausgefahren werden. Hier zeigt sich warum die am Teleskopausleger montierte Abspannung über eigene Winden verfügt. Mit ihrer Hilfe wächst die zur Versteifung genutzte Abspannung beim Ausfahren des Auslegers gleichmäßig mit. Aus dem 60-Meterkran ist ein Hochleistungskran geworden der bereit für den Einsatz ist.
Während der Tauschgenerator mit dem Sattelzug an den Standort des Krans ankommt machen sich die Spezialisten von Vestas bereits mit dem Aufzug auf den Weg in das Maschinenhaus der Turbine lösen dort die Befestigungen von Dach und Generator und trennen die elektrischen Anschlüsse. Wenige Minuten später liegt das Dach seitlich neben dem Geschehen im Kornfeld. Nun wird der alte Generator aus dem Maschinenhaus gehoben und der Neue in das Innere gesetzt. Ein letzter Hub und auch das Dach befindet sich wieder in luftiger Höhe. Damit ist der eigentliche Austausch für den Anlagenbetreiber nach nicht einmal zwei Stunden beendet und das Sommer-Team braucht nur etwas mehr Zeit um die Ausrüstung wieder fein säuberlich auf ihre Sattelzüge zu verteilen und abzutransportieren.